Die grosse Konjunktion
 
 
2147
 

Perry Rhodan Roman #2147, von Robert Feldhoff
 
erschienen am 15.10.2002 in Deutschland bei VPM
rezensiert von Leo Donat (leo@nrw.co.uk)


Jetzt wird das Universum zertrümmert. Auf geht's, holt schon mal den Hammer!

Schon vor einem Jahr hab' ich mich darüber aufgeregt, dass die Chaotarchen unglaubliche Superwaffen erfunden haben, mit denen man das gesamte Leben in einer Sterneninsel mit Millionen von bewohnten Planeten vernichten kann. Sozusagen der Mega-Tod, der im Auftrag der Chaotarchen gesät wird. Schade.

Als Perry Rhodan anfing, den Weltraum zu erobern, war das alles ganz einfach. Damals war John F. Kennedy Präsident der Vereinigten Staaten, die erste Mondlandung stand noch bevor, und es gab den Kalten Krieg. Der wirkliche Feind waren die Russen. Unzweifelhaft ist Perry Rhodan ein Sohn des Kalten Krieges.

Auch im STAR-TREK-Universum finden sich entsprechende Spuren der historischen Auseinandersetzung zwischen Amerikanern und Russen. Nach dem Ende des Kalten Krieges versuchten Rick Berman und Michael Pillar in DEEP SPACE NINE, die neuen politischen Strukturen ins STAR-TREK-Universum zu übertragen.

Den Perry-Rhodan-Autoren ist das leider nie gelungen. Chef der Truppe ist seit einiger Zeit Robert Feldhoff. Der Mann kann richtig gut schreiben: spannend, actiongeladen und abwechslungsreich. Das hat er oft genug bewiesen.

Im Oktober 2002 legt er Heftroman Nr. 2147 vor, "Die große Konjunktion". Wie bei vielen anderen Feldhoff-Romanen ist auch dieses Heft zunächst spannend geschrieben. Der Beginn der Handlung spielt auf einem Raumschiff und spiegelt das Bordleben wider; das mag ich besonders gern. Die Cynos tauchen wieder auf. Die konnte ich schon immer gut leiden.

In diesem Science-Fiction-Roman gewährt uns Robert Feldhoff Einblicke in die Kosmologie der Perry-Rhodan-Serie. Möglicherweise im Hinblick auf die Vermarktung der Silberband-Buchausgabe, die im Kalenderjahr 2003 den Heftroman-Handlungsbogen ab Band Nr. 700 für die Nachwelt festhalten will, erfahren wir auf Seite 18 des aktuellen Heftromans der Erstauflage von einer virtuellen Parabolantenne, die auf den Mahlstrom der Sterne ausgerichtet ist. Für Neuleser, die sich bisher standhaft geweigert haben, Band 77 der Buchausgabe zu kaufen, gibt Atlan auf Seite 19 eine ganz kurze Zusammenfassung, was der Mahlstrom der Sterne eigentlich ist.

Am Ende von Band Nr. 2147 erfahren wir die Lösung: Im Mahlstrom der Sterne verbirgt sich das Erste Thoregon, was immer das auch sein mag. Der pangalaktische Statistiker Kevin Kerrik erklärt auf Seite 53: "Es handelt sich um jene Region des Universums, die euch Terranern als Mahlstrom der Sterne bekannt ist. Allerdings ist der Mahlstrom groß, und es ist uns nicht möglich, präzise genug die Position festzustellen."

Jetzt müssen wir nur noch klären, was es mit dem Ersten Thoregon auf sich hat. Auch darauf weiß Kevin Kerrik eine Antwort: "Das Erste Thoregon maßt sich eine Macht an, die es nicht beherrscht. Die Kosmokraten werden also ihre Galaxienzünder benutzen. Sobald sie alle in Stellung sind. Wir dürfen keine Sekunde hoffen, es handele sich etwa um eine leere Drohung." (S. 49/50)

Au weia!! Was ist das denn? Galaxienzünder? An dem Wochenende, bevor dieser Perry-Rhodan-Roman erschienen ist, haben auf der indonesischen Tropen-Insel Bali irgendwelche Terroristen 182 Touristen in die Luft gesprengt. Während ich in meiner Freizeit friedlich ein Weltraum-Abenteuer lese, soll ich mir vorstellen, dass plötzlich eine ganze Galaxis in die Luft gesprengt wird. Ach was, eine! Mindestens ein ganzes Dutzend Galaxien soll in die Luft gesprengt werden. Das ist Massenvernichtung pur! Irgendwie habe ich das Gefühl, in Rastatt in der Perry-Rhodan-Redaktion haben sie vollständig die Relation zur Größenordnung einer Galaxie verloren.

Wer die Silberbände gelesen hat oder sonstwoher den Andromeda-Zyklus kennt, weiß, wie beschwerlich es Perry Rhodan und seinen Recken gefallen ist, die Zwei Komma Zwei Millionen Lichtjahre bis zum Andromeda-Nebel zu überwinden. In der aktuellen Handlungsebene von Perry Rhodan - Erstauflage ist das alles ganz anders. Zitat: "Atlan überschlug die Daten im Kopf. Maximaler Überlicht-Faktor 120 Millionen, die SOL würde in fünfzig Tagen an Ort und Stelle sein, Anfang März 1312 NGZ." (Seite 54)

Am Ende des Heftromans Nr. 2147 macht sich die SOL auf die Reise in die elliptische Galaxis Salthi, "16.44 Millionen Lichtjahre entfernt, Durchmesser 52 000 Lichtjahre." (S. 54) Übrigens auch eine der Galaxien, die beim neuen Massensterben mit Hilfe eines Galaxienzünders vernichtet werden soll.

Eigentlich könnte "Die große Konjunktion" ein wunderschöner Science-Fiction-Roman sein. Der Roman spielt auf dem Raumschiff SOL, das Bordleben wird ordentlich geschildert, ähnlich wie auf der Enterprise, und für spannende Zutaten ist allemal gesorgt. Wenn nur die Perry-Rhodan-Redaktion nicht dieser entsetzlichen kosmischen Gigantomanie verfallen wäre! Die Entfernung zum Mahlstrom der Sterne beträgt 690 Millionen Lichtjahre. Diese riesige Entfernung wollen das Raumschiff SOL und seine Besatzung freiwillig zurücklegen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Na gut, das kann ich noch irgendwie akzeptieren.

Aber dieser wahnsinnige Plan, Dutzende von bewohnten Galaxien mit Millionen von intelligenten Lebewesen in die Luft zu sprengen, das schlägt dem Fass den Boden aus! Da bin ich einfach nur sprachlos.

Interessant ist, dass die größte Science Fiction Serie der Welt, nämlich STAR TREK, auf solche Massenvernichtungswaffen verzichtet. In der Fernsehserie DEEP SPACE NINE gab es zwar auch einen grausamen Krieg, aber auf diese widerliche Gigantomanie, mit der die Perry-Rhodan-Serie nur so strotzt, haben Rick Berman und seine Kollegen Gottseidank verzichtet. Die kaum über die Grenzen Deutschlands bekannte Weltraumserie, die ursprünglich von Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting gegründet wurde, begeht meines Erachtens einen schweren Fehler, wenn sie die kosmische Ideologie ihres selbstgestrickten Universums auf solche gewaltverherrlichenden Rahmenhandlungen stützt.


© 2002 by Leo Donat

Alle Rechte vorbehalten. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors. Dieser Artikel erschien ursprünglich auf der Webseite www.nrw.co.uk im Oktober 2002. Der Verfasser ist per E-Mail zu erreichen: leo@nrw.co.uk

Herausgeber von nicht-kommerziellen Fan-Publikationen können in der Regel unkompliziert eine kostenfreie Nachdruckgenehmigung erhalten. Ausdrücklich einverstanden ist der Autor mit der Veröffentlichung in der Zeitschrift »Das Science-Fiction-Okular«, die vom Science-Fiction-Club Nordrhein-Westfalen e. V. herausgegeben wird.

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